Gut 100 Tage lebe ich jetzt mit nur einer Niere. Das geht vielen Menschen so. Doch meine linke Niere ist seit November 2011 im Körper meiner Freundin Maria. Auch das ist unter guten Freundinnen und Freunden schon vorgekommen.
Das besondere an unserem Fall: eine Transplantation erfolgte, obwohl es keine Übereinstimmungen von Blutgruppe und Gewebe gab, und trotzdem wagten wir diesen Schritt. Seit ca. 2 Jahren finden an der Uniklinik Münster inkompatible Transplantationen statt und dank eines sehr aufwendigen Verfahrens ist trotz unterschiedlicher Blutgruppen eine Spende möglich. Dabei werden die Antikörper des Empfängers gegen Blutgruppe und Gewebe des Spenders durch eine spezielle Filterung entfernt werden.
Maria und ich lernten uns 1974 in der Krankenpflegeschule des St. Franziskus Hospitals während unserer Ausbildung zur Krankenschwester kennen. Seitdem sind wir eng befreundet, gingen durch alle Höhen und Tiefen der fast 40 gemeinsamen Jahre. Die Nierenerkrankung sorgte dafür, dass Maria ihren Beruf irgendwann nicht mehr ausüben konnte, allerdings war sie bis vor kurzem ca.15 Jahre für die Christliche Krankenhaushilfe in unserem Haus tätig und einige Mitarbeiter werden sie daher kennen.
Für Maria ist es bereits die 3. Nierentransplantation, allerdings die erste Lebendspende. Für mich war es selbstverständlich, nach dem Versagen des 2. Transplantats eine meiner Nieren anzubieten, um ihr eine eventuelle Wartezeit von durchschnittlich 6-10 Jahren und bis dahin dreimal Dialyse pro Woche mit allen dazugehörigen Einschränkungen zu ersparen.
Sie nahm mein Angebot sofort an, jedoch mussten wir feststellen, dass unsere Blutgruppen nicht identisch sind. Umso überraschter waren wir, als wir kurze Zeit später in einem Zeitungsbericht lasen, dass in der Uniklinik Münster im Dezember 2009 die erste inkompatible Nierentransplantation geglückt ist. Sofort nahmen wir Kontakt zum Transplantationszentrum auf und nach fast zwei Jahren Vorbereitungszeit mit vielen Gesprächen, psychologischen Eignungstests, Untersuchungen und Vorstellung vor der Ethikkommission war es endlich soweit.
Unser Fall war die 5. inkompatible Lebendnierentransplantation, die an der UKM durchgeführt worden ist und wir sind während der gesamten Zeit dort sehr gut betreut worden.
Wir haben beide die OP gut überstanden und die transplantierte Niere funktionierte sofort gut .